Der Rosenkavalier

Wer Franz Wänninger noch nicht kennt, wird das schlagartig ändern wollen. Der 69-Jährige ist der bundesweit gefragte Rosenexperte schlechthin. In seiner Heimat, Altenstadt an der Waldnaab, freut man sich, einen so anerkannten Rosenzüchter und Fachbuchautor in der Gemeinde zu haben. Dabei war Wänninger nicht immer ein „Rosenkavalier“. Seinen Lebensunterhalt verdiente der Rentner einst als Kraftfahrzeugmeister und Werkstattleiter.

Vom Gartenmuffel zum Gartenprofi

„Früher wollte ich gar nichts von Rosen wissen. Meine Frau aber liebte die symbolträchtigen Pflanzen“, erinnert sich Wänninger. Langsam aber sicher konnte er im wahrsten Sinne des Wortes die Blumen riechen. Eher zufällig ist er immer wieder an den Pflanzen vorbeigeschlendert, hat an den Blüten gerochen und vorsichtig die Blätter abgetastet. Nach und nach entwickelte sich eine Leidenschaft, die er ab 1976 zum Hobby machte. Der tägliche Gang nach der Arbeit zu seinen Sprösslingen wurde zum Feierabend-Ritual. Mehr und mehr las er sich in Fachbücher ein und begann euphorisch mit ersten eigenen Zuchtversuchen. Wie so oft kam vor dem Erfolg der Fall.

Erste Rose ein Sauerampfer

Es fehlte anfangs an praktischer Erfahrung. Fremdsamen, der in der Erde enthalten war, setzte sich gegen die Rosensamen durch und ging als Sauerampfer auf. Wänninger weiß heute, dass man viele praktische Erfahrungen sammeln muss und Theorie alleine nicht ausreicht. 1984 trat er der Gesellschaft für Rosenfreunde bei und gründete zusammen mit Rosenzüchtern aus ganz Deutschland den Arbeitskreis „Rosenliebhaber-Züchter“, dessen Leitung er mit vollem Einsatz übernahm und bis heute innehat.

 

1991 ging der Ehrenpreis der Stadt Zweibrücken an den „Rosenprinz“, seine erste Auszeichnung. Einmal im Jahr wird die Kleinstadt in Rheinland-Pfalz, die sich seit 1955 offiziell „Rosenstadt“ nennt, zur Rosenhauptstadt. Die besten Rosenpflanzen werden dann von einer Fachjury prämiert. Genau unter die Lupe genommen werden dabei Wuchs, Gesundheit und Duft – für Parfümeure nicht nur eine Oase der Düfte, sondern auch Anlass, die Strauchgewächse zu mustern. Die Gesundheit der Pflanzen wird dabei am höchsten bepunktet. In Wänningers Chronik lässt sich eine Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen bestaunen. Eine Art Durchbruch gelang ihm im Jahr 2000: Die damals neue Rosenart, die er „Kletterrosen 2000“ nennt, stammt aus seinem Garten. Heute gibt es sie überall zu kaufen und schmückt Grünanlagen auf der ganzen Welt. Mittlerweile zählen rund 300 Rosenarten zu seinen Zuchterfolgen.

 

Großes Geld verdient der Hobby-Züchter nicht: „Es gibt keine festen Geschäftsverträge. Meine Abnehmer bezahlen mich nach dem, wie viel ihnen meine Rosen wert sind. Einen eigenen Vertrieb kann ich sowieso nicht selbst machen.“ Bei der Verwaltung seiner Internetseite unterstützt ihn seine Tochter, die auch beruflich in der Medienwelt zuhause ist. Wänninger ist in der ganzen Republik unterwegs und findet große Zuhörerschaften bei seinen Fachvorträgen. Nach wie vor blüht er förmlich auf, wenn er Hobby-Gärtnerinnen oder -Gärtnern oder auch Fachleuten Rosenschnittkurse gibt. Der Titel seines Fachbuches „Rosen zum Träumen“ verrät schon seine emotionale Bindung zu den Pflanzen. Dass Rosen zu poetischen Gedanken anregen, spiegelt auch seine Homepage rosen-zum-träumen.de wider, auf welcher die ein oder andere selbst verfasste Gedichtzeile geschrieben steht.

Alles soll so bleiben, wie es ist: Franz Wänninger will so weitermachen wie bisher; zu sehr liebt er das Züchten und die vielen Reisen im Namen der Rose. Nur die Leitung der „Rosenliebhaber-Züchter“ soll künftig jemand jüngeres übernehmen, damit er wieder mehr Energie in die eigenen Gewächse stecken kann. Wie heißt es so schön: „An einer Blume erkennt man den Gärtner.“