Liebe zum Bier

Die Landbrauerei Scheuerer aus Moosbach schenkt nicht nur schäumenden Lebensgenuss aus, sondern steht für eine zukunftsweisende Biertradition. Man könnte sagen: So schmeckt die Nordoberpfalz. Und weil die Region im Maßkrug so erfrischt, genießt man sie unter anderem in Frankreich, Italien – sogar in Russland und den USA.  Jedes einzelne „Moosbacher“ ist sozusagen eine Liebesbotschaft hinaus in die Ferne.

 

In der Scheuerer Landbrauerei werden seit 1887 regionale Bierspezialitäten in vierter Generation gebraut. In den 1990er Jahren entstand die Marke „Moosbacher“ als solche. Urvater der Brauerei, Lorenz Scheuerer, würde sicherlich mit einer „gescheiten“ Maß auf den Erfolg des heutigen Unternehmens anstoßen. Der unverkennbare Geschmack ist sich seither treu geblieben und besteht weiter mit Ulrich Scheuerer, der nun als fünfte Generation startet. Der Junior stand vorerst nicht am Sudkessel, sondern absolvierte seinen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre mit anschließendem Masterabschluss. Sein Weg führte weiter über einen Hersteller von Abfüllanlagen in Regensburg und einem Marketingjob bei einer Mannheimer Brauerei.

 

Auch wenn ihm das Handwerk sicherlich schon in die Wiege gelegt wurde, hat er sein Können in einer zweijährigen Ausbildung zum Brauer gefestigt. Von einer überschäumenden Freude war anfangs allerdings keine Spur, denn an den Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens musste er sich erst gewöhnen. „Ein ziemliches Kontrastprogramm“, gibt der Akademiker zu. Wer ein kühles Moosbacher genießt, wird sich kaum vorstellen können, wieviel Arbeitskraft bereits in die goldenen Tropfen geflossen ist. Der Brauer lebt nicht vom Brauen allein: Mit einem verschmitzten Lächeln erklärt der „Jungbrauer“, dass er quasi eine „ausgebildete Reinigungskraft mit Leidenschaft zum Bier“ sei. In einem Familienbetrieb bedeutet Brauer Sein nämlich nicht einfach nur Brauen: Rund zwei Drittel seines Arbeitstages verbringt Scheuerer mit Reinigungs- und Desinfizierungsmaßnahmen an den Anlagen. Die restliche Zeit ist mit Organisation, Disposition und Controlling mehr als ausgefüllt.

Starkes Team

Vater Erhard, der Senior-Chef und Diplom Braumeister, und sechs fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für reibungslose Abläufe in der Produktion und bei der Auslieferung. Je nach Saison werden mindestens elf Haussorten angeboten. Braugerste und Weizen kommen von umliegenden Anbaugebieten. Auch der Hopfen muss keine lange Reise antreten, da er direkt aus Spalt und der Hallertau stammt. Nicht zu vergessen für die Qualität des Bieres: das Wasser. Dank des eigenen Trinkwasserbrunnens mit weichem und natürlichem Wasser müssen die Nordoberpfälzer nicht wie zum Beispiel Münchener Brauereien eine separate Aufbereitung durchführen, sondern dürfen direkt auf die Quell-Qualität zurückgreifen. Fast der ganze Bedarf an Brauwasser kann damit abgedeckt werden. Den nötigen Rest liefert die Trinkwasserversorgung der Gemeinde in der gleichen Hochwertigkeit.

 

Das „Moosbacher“ ist international zuhause – daheim in der 2500 Einwohner-Gemeinde ist es allerdings jahrzehntelang fern geblieben. Der Junior-Chef hat sein Bier in die Region zurückgeholt, ganz nach dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Nein, es war nicht immer so! Ganz anders als sein Vater oder Großvater, sieht Ulrich gerade in der Heimat großes Potential: Er pflegt regionale Kontakte zu ansässigen Vereinen und Gastronomen. Zum ersten Mal seit etwa vierzig Jahren trinkt man wieder bei jedem Wirt im Ort das heimische Bier. Kaum zu glauben. Das urige Bräustüberl direkt neben den Verwaltungsbüros öffnet wie früher jeden Donnerstag seine Pforten und lädt zu deftigen Brotzeiten, frisch gezapftem Bier und einer heimischen Atmosphäre ein. Natürlich hilft die ganze Familie „zamm“, wie es hierzulande oft üblich ist. Auf ein Freibier kommt es hier und da auch nicht an – Ehrensache.

Das Moosbacher liebt die Gesellschaft, vor allem Festivitäten. Wer aber keine Lust oder Zeit zum Feiern hat, kann sich seine Kiste im Getränkefachhandel abholen oder ganz praktisch frei Haus liefern lassen. „Wenn ich mal für einen Fahrer einspringe, wird mir erst bewusst, wohin wir eigentlich überall kommen“, verrät der Junior. Gerne erzählt er weiter von einem Erlebnis in Amerika: Dort habe er auch schon mal sein eigenes Bier für vier Dollar pro Flasche gekauft. „Ein komisches Gefühl!“ Den chinesischen Markt bedient Scheuerer allerdings nicht mehr: Der Preisdruck gegenüber der großen Konkurrenz ist dort einfach zu stark für ihr kleines Familienunternehmen. Gerade bei ausländischen Geschäftspartnern sei Verhandlungsgeschick gefragt. An Talent, Können und Traditionsbewusstsein mangelt es bei der Brauerei Scheuerer sicher nicht. Na dann Prost!