Saftladen?

Hier im beschaulichen Steinach weiß man, wie es laufen muss – es läuft und läuft und läuft: Direkt vom Hof aus in braune oder grüne Glasflaschen. Bis zu 500 Liter pro Kunde landen in den altbewährten Glasflaschen. „Plastikflaschen – nein danke“, bekräftigt Maria Bernhard. „Auch Tetra Paks sind bei uns nicht willkommen, denn unser natürliches Gesamtkonzept spiegelt sich darin nicht wider“. „Bei uns“, damit ist die Mosterei Bernhard in Steinach in der Nähe von Leuchtenberg gemeint.

 

Der Name Bernhard ist überregional für viele ein Begriff, wenn es darum geht, eigene Äpfel zu Most keltern zu lassen. Aber nicht nur deswegen ist die Familie Bernhard bekannt, sondern auch wegen dem breiten Sortiment an Säften, Bränden oder Marmeladen, die im urigen Hofladen der ehemaligen Landwirtschaft angeboten werden. Ein Reiseführer würde diesen womöglich als Geheimtipp ausweisen, da der Hofladen inmitten von herrlich blühenden Streuobstwiesen liegt. Idylle pur! Wer jedoch den Einkauf im Städtchen vorzieht, findet die „Naturburschen“ unter anderem in großen Verbrauchermärkten im Landkreis, aufgereiht neben den großen Marken.

Vom Hausgebrauch zum Weiterverkauf

Seit den 1990er Jahren erfrischen die Bernhards durstige Kehlen. Es begann mit einer alten Presse des Obst- und Gartenbauvereins, welche die Familie kaufte, um eigene Säfte zu pressen. Lange hat es nicht gedauert, bis Nachbarn, Freunde und Verwandte auf den guten Geschmack gekommen sind. Schmunzelnd erinnert sich Maria Bernhard zurück: „Sie sind gut und gerne auch mal mit der Ketchup-Flasche oder dem Flachmann zu uns gekommen.“ Die Nachfrage nach den eigenen Säften stieg stetig an, so dass die Familie 2001 eine professionelle Mosterei eröffnete. Heute ist Maria Bernhard das Organisationstalent des Betriebs: Sie übernimmt Telefon, Annahme und die Abrechnungen.

 

Aus Schrott wird Top: Die nötigen Maschinen für die Mosterei haben wir als Schrott gekauft, erzählt Maria. Ihr Mann Josef, ein gelernter CNC-Fräser sowie seine beiden Brüder, ein Werkzeuginstallateur und ein Blechbearbeiter, haben sie gekonnt zerlegt und generalüberholt.  Alle drei Familien prägen und formen seit jeher das „eigentlich nebenberufliche“ Geschäft.  Früher opferten sie den ganzen Jahresurlaub im Herbst. Mittlerweile sind die zwischenzeitlich Selbständigen etwas flexibler geworden, wenngleich drei bis vier Personen das Team beim Ernten, Pressen und Abfüllen unterstützen müssen. Als neuestes Teammitglied wurde eine Backpresse in Betrieb genommen, um mit größerem Druck pressen zu können.

 

Alle Wege führen nach Steinach – ob Amberger, Nürnberger oder selbst Münchner: Sie alle führt es im Schnitt alle zwei Jahre zu den Bernhards. Den Kunden ist es möglich, am gesamten Mostprozess aktiv teilzunehmen. „Die kostenintensive Bio-Zertifizierung würde zu sehr zu Buche schlagen“, weiß Maria Bernhard. Dennoch stellt die Familie ausschließlich Naturprodukte her. Da die Böden gemulcht und keinerlei Dünger verwendet werden, kann man sich ein Abwaschen der Äpfel sparen. Bei der Ernte werden die Früchte der hofeigenen Streuobstwiesen sehr behutsam gepflückt und keinesfalls vermischt, damit die Eigensäfte, welche nicht aus der Lohnmosterei stammen, sortenrein bleiben.

Zu Hofe gebeten

Wer denkt, das Keltern ist und war es, der irrt sich: Im Zweijahrestakt wird zum Streuobstfest auf den Hof geladen. Örtliche Vereine und Vertreter des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald sind mit eingebunden. Ein Event, welches tausende von Besuchern unvergessliche Stunden erleben lässt. Auch Schulklassen wird regelmäßig ein Lehrprogramm angeboten, welches die Pflanzenwelt und natürliche Verarbeitungsmethoden behandelt. Andere Interessierte können bei den Bernhards den Umgang mit Obstbäumen kennenlernen. Auch das Ansiedeln von Bienen- oder Hummelvölkern in Kooperation mit Imkern aus Weiden zählt Maria Bernhard ebenfalls zu den Aufgaben der Mosterei.

Aus der Familie, für die Familie: Monika Bernhard, die Tochter von Maria und Josef Bernhard, hat den Landkreis vor einigen Jahren zum Studium verlassen und ist mittlerweile Getränkebetriebsmeisterin. Jetzt möchte sie gerne aus Oberbayern in die Region zurückkehren und ihren Traumberuf ausüben. Es ist offen, ob sie die Mosterei so in ihrer bisherigen Form einmal übernehmen wird, aber schon jetzt arbeitet sie fleißig mit, experimentiert mit Sorten aus Tschechien oder versucht sich am „Streuobst-Gin“. Vielleicht thront dieser ja eines Tages in den Supermarktregalen – so wie heute schon der Apfelsaft.