Klingelingeking, hier kommt der Eiermann

Was ist das nur? Etwa ein supermoderner Campingwagen? Der Betrachter des braunen Waggons stellt sich höchstwahrscheinlich eine dieser Fragen. Camping trifft es beinahe, allerdings auf die etwas andere Art.

 

Bei den „Campern“ handelt es sich nämlich um ca. 350 Freiland-Hühner. Im Inneren ihrer Herberge stehen ihnen zwei Etagen zur Verfügung. Die „Schlaf- und Wohnräume“ sowie die „Eier-Lege-Zentrale“ befinden sich im oberen Bereich, im Untergeschoss hingegen kann nach Lust und Laune gescharrt werden. Wöchentlich wird der Wagen um einige Meter versetzt, was den Hühnern immer frisches Gras und einen sauberen Untergrund garantiert.

Vermieter aus Leidenschaft

Der 24-jährige Jakob Walberer hat sich den mobilen Hühnerstall aus Österreich nach Schwarzenbach geholt. Damit dürfte er der erste in der Region gewesen sein, der Hühnern diese Art von Freilandhaltung ermöglicht. In seiner Ausbildung zum gelernten Landwirt in Triesdorf wurde besonderes Augenmerk auf Spezialisierung statt auf Massenproduktion gelegt. Dies prägte den jungen Nebenerwerbslandwirt. Auch wenn er derzeit hauptberuflich als Außendienstmitarbeiter eines Lagerhauses im Agrarsektor tätig ist, gehört seine Leidenschaft dem lieben Federvieh und dem elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb. „Für mich ist meine Arbeit als Angestellter mehr mein Hobby und die Arbeit am Hof der natürliche Ausgleich dazu“, erklärt Jakob Walberer seinen Alltag. Die Arbeit am elterlichen Bauernhof war es auch, die den jungen Unternehmer schon im Kindesalter prägte. Auf dem Walberer-Hof wurden schon immer Hühner, Schweine und Kühe gehalten und Produkte daraus über die Direktvermarktung abgesetzt. „Von der Anschaffung des mobilen Hühnerstalls waren meine Eltern anfangs aufgrund des hohen Kaufpreises nicht begeistert“, gibt Jakob Walberer offen zu. Heute steht die Familie aber mit vollem Engagement dahinter, denn Nachhaltigkeit und Tierwohl ist den Walberers schon immer wichtig. So ist es nicht verwunderlich, dass ihre fünfzig Schweine noch auf Stroh gebettet werden und langsam heranwachsen und dass ihre Kühe keine „Hochleistungsroboter“ sind, sondern natürliche Mengen an Milch produzieren dürfen. Auch Medikamente müssen im Hühnerbetrieb beinahe nie eingesetzt werden, denn die Großzügigkeit der Stallgröße lässt fast keine Krankheitsübertragung bzw. Ausbreitung zu. Die gute Haltung wirkt sich auch auf die Qualität der Schlachtprodukte aus. Auf Bauernmärkten trifft man die Landwirtsfamilie schon länger nicht mehr an. Grund dafür ist die große Nachfrage direkt am Hof. Besonders beliebt sind die eingekochten Wurstsorten in Gläsern sowie das Schwarzgeräucherte, welches über Holz aus dem eigenen Wald hergestellt wird. Vor allem aber der Presssack ist heißbegehrt.

Regionalität ist wichtig, Tierwohl noch wichtiger

„Hier bei uns auf dem Land war die Regionalität schon immer wichtig. Allerdings haben Städter in den letzten Jahren den Bezug zu regionalen Lebensmitteln besser schätzen gelernt, weswegen wir Landwirte diesen Trend sehr begrüßen und unterstützen“, nimmt Walberer junior Stellung zum aktuellen Kaufverhalten unserer Gesellschaft. Wichtiger ist ihm aber noch das Tierwohl, das auf dem elterlichen Betrieb großgeschrieben wird. So können, auch wenn der vorhandene Stall kein Laufstall ist, trocken stehende Kühe einige Wochen lang Weideaufenthalte genießen.

Zukunftsplan: Das Gelbe vom Ei

Der Hofnachfolger hofft auf einen langfristigen Geschäftserfolg mit den Eiern von seinen glücklichen Hühnern, deren Dotter sich schon in der satten gelben Farbe von „Industrie-Eiern“ unterscheidet. Gerne würde er sich neben den Hühnern später aber lieber um Weiderinder als um Milchkühe kümmern, da der Arbeitsaufwand wesentlich geringer wäre

Kulturpreisträger in Lederhose

Jakob Walberer ist nicht nur ein örtlicher Revolutionär wegen seines mobilen Hühnerstalls, sondern auch ein Kulturpreisträger. Anlässlich des Geburtstages seines Vaters studierte er mit Freunden einen Schuhplattler-Auftritt ein. Aus einer einmalig geplanten Sache gründeten sich schließlich die „ Schwarzenbacher Schenkelzinterer“. Seither sind sie mit bis zu sechzig Auftritten jährlich verplant, wurden zu einem Oktoberfest-Auftritt extra nach Korea eingeflogen und schlussendlich mit dem Kulturpreis des Landkreises gekrönt. Applaus, Applaus!