Mittelalter in Gaishaim – Hexenküche

Wenn Claudia Schmid hexen könnte, dann würde sie womöglich alle Liköre, Sirupe und Weine von Zauberhand in Flaschen abfüllen lassen. Aber so einfach ist es leider nicht. So leicht klingend sich der Name „Hexenküche“ anhört, so viel Arbeitsaufwand bringt er mit sich.

 

Seit mittlerweile achtzehn Jahren betreibt die studierte Biologin zusammen mit Ehemann und Wirtschaftsgeograph Erich den kleinen Familienbetrieb. Unterstüzt werden sie von ihren Kindern, denen es Freude bereitet, den Eltern zu helfen. Für das Ehepaar ist ihre „Hexenküche“ Berufung, Wissenschaft und Leidenschaft zugleich. Erich Schmid war es, der mit seinem Willen und Wunsch nach Selbstständigkeit den Grundstein des Betriebes legte. Er entstammt einem landwirtschaftlichen Betrieb und sehnte sich nach dem Leben in der Stadt aufs Land zurück.

 

Schritt für Schritt stellten beide die Landwirtschaft des Vaters auf Kräuter- und Obstanbau um, um ihren Traum vom Landleben zu verwirklichen. „Anfangs betrieben wir regelrecht Marktforschung und machten Umfragen“, erzählt Claudia Schmid lachend. Sie konnten daraus schließen, dass die Nachfrage nach Produkten aus Kräutern und Früchten groß ist. „Hier in der Gegend war es ja schon immer üblich, aus Früchten wie der Heidelbeere oder Äpfeln Weine zu produzieren“, erklärt Erich Schmid. Mittlerweile ist er ein Fachmann, wenn es um die Herstellung von Kräuter- und Fruchtweinen geht. Besonders gefragt und eine Spezialität des Hauses ist der Honigwein namens „Met“.

But first tea

Als die Schmids noch in der Nähe von Regensburg wohnten, begannen sie ihr Unternehmen mit einem kleinen Ladengeschäft und boten Tees aus unterschiedlichsten Kräutern an. Auch heute, zurück in der alten Heimat Gaisheim bei Moosbach, spielen
Teesorten eine große Rolle im Produktsortiment. Dabei setzen sie vor allem auf heimische Kräuter aus eigenem Anbau. „Auch wenn wir nicht bio- zertifiziert sind kommen uns chemische Pflanzendünger nicht in den Garten. Was wächst, das wächst“, lässt uns die Biologin wissen und schwört auf nachhaltigen Anbau.

Im Mittelalter sehr gefragt

Obwohl die Hexenküche im Supermarkt vor Ort vertreten ist, findet der Hauptumsatz im Onlinehandel oder auf Märkten statt. Besonders das Publikum auf den Mittelaltermärkten schätzt das Angebot der Schmids. „Der stimmungsaufhellende „Glückstrunk“, ein Likör aus Johanniskraut, und der Honigwein „Met“ sind die Publikumslieblinge“, erzählt Erich Schmid. Kein Wunder, da der Honigwein zu hundert Prozent selbstgemacht und mit regionalem Honig angesetzt ist. „Bei vielen Anbietern fehlt die typische Zutat Honig im Metwein, was eigentlich unglaublich ist“, erklärt Claudia Schmid kopfschüttelnd. Dem Flair der Mittelaltermärkte zufolge haben sich die Schmids auch übrigens mit ihrem Firmennamen „Hexenküche“ angepasst. So belebend das Marktgeschehen auch ist, so anstrengend ist es für das Ehepaar. Im Sommer sind sie jedes Wochenende auf zwei Märkten und vor Weihnachten auf etwa zehn Märkten mit ihrem Sortiment vertreten.

Alter Dorfladen neu belebt

Im ehemaligen alten Dorfladen ihres Hofes bieten sie heute ca. 200 Teesorten, ca. 65 verschiedene Liköre, ca. 30 verschiedene Weine, ca. 25 Sorten Met und ca. 50 Räucherprodukte zum Verkosten und Kauf an. Claudia Schmid steht den Kunden mit Rat und Tat zur Seite. „Für die Sirupe und Liköre muss Zucker verarbeitet werden. Wir verwenden für unsere Produkte – durch eine Initiative der Metropolregion  Nürnberg –regionale Zutaten in Kombination mit dem gesünderen Rohrzucker aus dem Fair-Trade-Handel“, klärt Claudia Schmid oftmals ihre Kunden auf. Interessant zu wissen ist auch, dass Kräuter in Likören ihre Wirkung abgeben, hingegen in Schnaps durch das Brennverfahren ihre Wirkung verflüchtigt wird.

Die Zukunft liegt im „Hexenkessel“

Die Schmids wollen ihre regionale Vertriebskette ausbauen, neue Rezepte entwickeln, die Hofstelle weiter sanieren und Besucher vor Ort mit gesunden und genussvollen Spezialitäten verzaubern. Für die beiden dürfte das sicher kein Hexenwerk sein.