Beschwipste Früchtchen

Norbert Pühl ist Schnapsbrenner. Nicht wie sein Vater, auch nicht wie sein Großvater, Norbert Pühl ist der erste in der Familienhistorie, der edle Tropfen in Flaschen abfüllt. Seit über zwanzig Jahren widmet der hobbymäßige Obstbauer seine Freizeit der Herstellung von edlen Spirituosen.

 

Das kleine Familienunternehmen brennt mittlerweile seit vier Jahren in der eigenen Anlage und mit eigener Lizenz. Wir wollten wissen, wie alles begann. „Das lässt sich ganz schnell erklären“, lächelt der Fachmann, „wir hatten seinerzeit zu viel Obst im
Garten. Ich fragte meinen Kollegen, einen Chemiker, ob er welches wolle. Er meinte, dass ich es doch brennen könnte. Meine Frau gab ihren Segen dazu und meine Neugierde zum Prozedere den Startschuss.“

 

So schnell der Entschluss zur eigenen Schnapsbrennerei gefasst wurde, so lange dauerte die bürokratische Bewilligung. Ganze 18 Monate vergingen, bis Norbert Pühl das Brennrecht erhielt. Heute weiß der hauptberufliche Kaufmann in einem Metallverarbeitungsunternehmen, dass die Zulassung in kürzester Zeit käuflich erworben werden kann.

Treue Hoflieferanten

Norbert Pühl ist stolz auf die alten Bäume im eigenen Garten. Besonders beliebter „Hoflieferant“ ist der über 100 Jahre alte Birnbaum, dessen kleine Birnen der Sorte „Markgräfin“ mit einem sehr süßen Aroma begeistern. „Mit diesen Birnen habe ich auch meine ersten Versuche in der Schnapsherstellung begonnen – ganz autodidaktisch“, erzählt der Obstkenner während des Rundgangs durch die Gartenanlage. Nicht weniger früchtetragend zeigt sich der etwa siebzig Jahre alte Apfelbaum mit der sehr vitaminreichen Fruchtsorte „Berlepsch“. Von der eigenen Streuobstwiese in Neustadt am Kulm kann die Familie noch weitere Früchte wie Kornäpfel, Mirabellen, Ringlos-Pflaumen oder Kirschen ernten. Am Rande erfahren wir, dass viele Obstsorten seinerzeit durch die Hugenotten in die Oberpfalz eingeführt wurden. So freuen sich die Pühls über die französische Birnensorte „Mollebusch“, deren Aroma purer Genuss ist. Der mitunter ausgefallenste Brand im Sortiment der „Feinbrennerei Culm“ ist wohl der aus der alten Kornsorte „Champagnerroggen“ gebrannte Whisky. Gerne wird er auch Champagner des Nordoberpfälzers genannt, da er nicht nur örtlich gebrannt wird, sondern das dafür verwendete Getreide sogar regional in der Gegend von Floß angebaut wird.

Je länger, desto besser

„Unsere Brände werden durchschnittlich mindestens ein bis sogar drei Jahre gelagert. Bei dieser hochprozentigen Lagerung verbindet sich der Alkohol mit dem Sauerstoff. Im Fachjargon „Veresterung“ genannt, werden dabei die Aromakomponenten freigesetzt. Der Brand wird weicher und milder. Viele lagern ihre Brände gar nicht mehr, wir setzen jedoch auf dieses Qualitätsmerkmal“, erklärt der Schnapsexperte. Um die Qualität noch zu erhöhen, haben die Pühls in ihrer Brennanlage zwischen den oberen beiden Flanschen einen Katalysator mit einem hohen Kupferanteil von 90 kg verbaut, was die Kupferoberfläche der Anlage um ca. 25 Quadratmeter vergrößert. Der Anteil von Alkohol ist mit und ohne Katalysator zwar gleich, der Unterschied aber ist, dass bei der Zuschaltung des Katalysators der Brand sehr rund und mild gewonnen werden kann. Um das Aroma noch klarer und kräftiger zu erhalten, trennen die Pühls spätestens bei einem Alkoholgehalt von 60 Prozent ab. Viele Mitbewerber brennen bis auf 50 Prozent herunter, was die bekannten „Fusel-Alkohole“ entstehen lässt. Künstliche Aromen findet man in den Schnäpsen der Feinbrennerei nicht, obwohl es für jede Obstsorte welche gäbe.

Trinken will gelernt sein

Ein guter Schluck braucht gut Weile. „Am besten sollte man sich Zeit nehmen, die feinen Tropfen in dosierten Maßen und in einem bauchigen Glas zu genießen. Außerdem ist ein Schnaps vor dem Essen für die Verdauung gesünder als nach dem Essen, da er dann die Verdauung hemmt“, gibt Norbert Pühl allen Liebhabern der „guten Geister“ mit auf den Weg.