Kilometerweise Freudentränen

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Wenn am 24. Dezember still und zart die Heilige Nacht viele Herzen umfängt und am 26. Dezember irdische Engel ihre Reise beginnen, dann kann die Welt nicht schöner sein. Zwei ganz besondere Weihnachtsengel, nämlich Christian Fuchs und Ludwig Wüst, sind bereits seit 2003 im Dienste der Freudentränen unterwegs. Die beiden sind zwei von vielen LKW-Fahrern, die mit ihren Weihnachtstruckern starten, um ärmste Familien in Rumänien mit Hilfspaketen zu versorgen. 

Im Radio gehört

„Die Aktion der „Weihnachtstrucker“ stammt ursprünglich von Antenne Bayern und den Johannitern. Gerade zu Weihnachten, wo man sich besonders nach Herzenswärme sehnt, wollte man auch den Ärmsten der Armen etwas von dieser Stimmung abgeben. Mit bekannten Supermarktketten und Sponsoren wurden Pakete mit Lebensmitteln gepackt und mittels Lastwagen direkt zu armen Familien in ganz Europa gebracht“, erzählt Ludwig Wüst. Ob nach Albanien, Rumänien, Bosnien oder in die Ukraine – keine Wege waren und sind zu weit um zu helfen.

Kleine Tropfen auf den heißen Stein

„Wir wissen, dass unsere Pakete nur wie kleine Tropfen auf heißen Steinen sind, aber dennoch sind sie Aufmerksamkeiten und Glücksmomente für Familien und besonders für die kleinen unter ihnen“, stellt Christian Fuchs die Situation offen dar. In jedem Paket befinden sich Grundnahrungsmittel und Pflegeprodukte wie Zahnpasta, Vitamintabletten und kleine Überraschungen für Kinder. Der Wert pro Paket liegt zwischen 20 und 25 Euro. Die Spender der Pakete können sich mittels Packlisten orientieren, was benötigt wird, weswegen der Inhalt der Pakete relativ gleich ist. „Wenn wir sehen, dass eine Familie mehrere Kinder hat und daher mehr benötigt, geben wir auch schon mal zwei Pakete an sie aus – da wir selbst vor Ort sind, haben wir den Vorteil alles ganz individuell steuern zu können“, lassen uns beide Trucker-Fahrer wissen. 

Von Herz zu Herz

„Wenn Menschen wissen, dass ihre Spenden genau dort ankommen, wo sie gebraucht werden, dann öffnen sich viele Herzen. Auch Schulen, Kindergärten, Parteien und Vereine sammeln so großartig, dass wir unseren LKW mit 24 Tonnen, d.h. mit etwa 1300 Paketen an Hilfsmitteln, beladen können“, berichtet Ludwig voller Stolz. Als er 2003 durch seinen Arbeitgeber erstmals nach Osteuropa fuhr, hatte er keine Vorstellung, wie dies sein Leben prägen würde. „Ich habe an eigener Seele erfahren, was Armut bedeuten kann. Menschen hausen in unserer heutigen Zeit dort in Blechhütten voller Schimmel und Nässe, in denen fünf Kinder auf einem Bett sitzen, wo noch mit Pferdefuhrwerken transportiert wird und man sich mit einem Minimum an Essen am Leben hält“, erzählt Ludwig die traurige Wahrheit. 

Beide Männer berichten aber auch, dass man vor Ort zwar all die Eindrücke registriert, aber erst viel später zu Hause verarbeitet. Die Wucht der Erlebnisse ist zu groß. Dennoch könne man nicht das ganze Jahr darüber sinnieren, da die Lebensweisen zu unterschiedlich und distanziert wären. Allerdings lehren ihnen diese Fahrten, dass eigene, scheinbar große Probleme an Dimension verlieren, wenn man die Probleme dieser Menschen kennt.

Treffpunkt Landshut

Der Treff- und Ausgangspunkt für die jährlichen Weihnachtstrucker, die aus allen Himmelsrichtungen aufbrechen, ist Landshut. Ludwig und Christian ist ihre jährliche Route nach Siebenbürgen in Rumänien inzwischen bestens bekannt. Insgesamt zwei Tage reine Fahrzeit für die Anreise sind die Männer unterwegs – bestenfalls vom Team der Johanniter begleitet. „Durch die Johanniter verläuft vieles einfacher, weil sie alles um die Tour herum organisieren. Früher standen wir schon mal 16 Stunden wegen Nichtigkeiten an der Grenze oder kamen nur mühselig aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse voran. Durch gefährliche Gebiete hatten wir auch schon Begleitschutz seitens des Militärs. Der Dank und die Freudentränen, welche wir vor Ort erleben, entschädigt jedoch all die Anstrengungen“, erzählt Ludwig.

Der Ball rollte nach Rumänien

Auf unsere Frage, warum die Männer ausgerechnet nach Rumänien fahren, kamen die beiden sympathischen Trucker auf den Ursprung ihrer Reisen zu sprechen. „Es begann damit, als Herbert Flöck, ein aus Grevenbroich stammender Bekannter, als dort örtlicher Fußballvorstand einen seiner Fussballspieler in dessen Heimatland Rumänien begleitete. Seit dieser Reise engagiert sich Herbert gemeinsam mit Ehefrau Elke enorm gegen die dort kennengelernte Armut. Heute lebt das Ehepaar vierteljährlich in Rumänien und baute dort zwischenzeitlich Dörfer und Werkstätten, unter anderem auch für behinderte Menschen, voller Hingabe auf. Leider ist es in Rumänien so, dass behinderte Kinder ab dem 18. Lebensjahr nicht mehr seitens des Staates betreut werden. Auch prominente Schirmherren wie Peter Maffay oder Uli Hoeneß zählen zu engagierten Partnern.

Wenn die Kasse klingelt

Seit sieben Jahren veranstaltet Ludwig Wüst mit Unterstützung regionaler Sponsoren aus eigener Idee und Kraft heraus einen Weihnachtsmarkt, der im Garten der Gaststätte seiner Schwiegermutter, dem „Berggasthof Schaller“ in Georgenberg, stattfindet. Das immer am dritten Advent stattfindende, beliebte Event ist inzwischen eine wertvolle Spendenquelle, die von der LIA e.V. Rumänienhilfe dankend empfangen wird. 

Dem Himmel sei Dank, dass es solche Engel auf großen „Schlitten“ gibt!