Was für ein himmlisches Theater

Gernland10-Schauspielgruppe

Andere veranstalten gewöhnliche Events, der Verein „Katholische Theatergruppe Grafenwöhr“ veranstaltet unvergessliche Erlebnisse. Mit ihren Aufführungen zeigt die Grafenwöhrer Schauspielgruppe nicht nur Mut auf der Bühne, sondern wickelt ihr Publikum mit Charme, Witz, Tragik und einem gesunden Grad an Aufmüpfigkeit zu angesagten Themen um den „Theaterfinger“.

Wolfgang Bräutigam – ein Name, für den es sich lohnt eine Sitzplatzkarte zu ergattern – ist der Mann an der leisen sowie lauten Front – und vor allem am stillen Schreibtisch. „Ein Leben ohne viel Theater kann ich mir gar nicht mehr vorstellen“, wirft Wolfgang lachend ein. „Ich bin jetzt seit dem Jahr 1986 dabei und freue mich, dass ich neben der Schauspielerei zugleich der Autor der Stücke sein darf. Die Idee eine Theatergruppe zu gründen stammt vom Weihbischof Reinhard Pappenberger, einen gebürtigen Grafenwöhrer. Die Jugendlichen trafen sich immer sonntags in der sogenannten „Teestube“ – und aus dieser losen Clique heraus entstand durch den wohlwollenden Anschub des Weihbischofs die erste Theateraufführung. Aber natürlich sind wir religionsunabhängig, was einen möglichen Beitritt in unseren Verein betrifft. 

Seit 1986 finden unsere Aufführungen um das Wochenende am Drei-Königs-Feiertag herum statt. Im gleichen Jahr begannen wir dann auf der Freilicht- und Naturbühne Schönberg, ein zusätzliches Sommer- und Winterstück aufzuführen. Zu unserem zehnjährigen Jubiläum wurde damals mein erstes, selbst geschriebenes Stück auf die Bühne gebracht“, erinnert sich der talentierte Autor freudig zurück an frühere Theaterzeiten.

Ein weiterer Mann an der Theaterfront ist Florian Danninger. Auch er ist schon seit über sechzehn Jahren eine Bereicherung für den Verein – sowohl auf als auch hinter der Bühne. „Die erste Zeit während meiner Mitgliedschaft war ich im Technikbereich tätig. Später habe ich dann allerdings auch den Weg auf die Bühnenbretter gefunden und bin seither für jedes Stück zu haben.“

Vom Kassenschlager zum nächsten besten Akt

„Es ist immer besonders schön, wenn wir nach einer Aufführung von unserem Publikum hören, dass es dieses Mal wirklich das beste Stück war, das wir jemals gespielt haben“, plaudert Wolfgang spitzbübisch aus seinem Schauspiel-Fundus. Wer gerne ein typisches „Bauerntheater“ sehen möchte, ist bei der Grafenwöhrer Schauspielgruppe allerdings fehl am Platz. „Wir unterhalten die Leute gerne mit Boulevard-Komödien und modernen Stücken oder Verwechslungsgeschichten, in denen spannende und humorvolle Wendungen vorkommen“, erklärt Florian das beliebt-berüchtigte Programm des Vereins. Als Autor inspiriert wird Wolfgang Bräutigam auch von alltäglichen Beobachtungen und wahren Begebenheiten. 

„Die größte Kritikerin meiner Inszenierungen ist meine Frau. Sie ist ebenfalls Laienschauspielerin und darf meine Skripte immer als Erste lesen. Bei den Proben werden dann auch ab und an kleine Änderungsvorschläge und -wünsche des Teams vorgenommen, wobei ich mir schon während des Schreibens Gedanken mache, zu welchem unserer Schauspieler die jeweilige Rolle passen wird.“ Besonders beliebt sind auch die sogenannten „Wirtshaus-Krimis“. Im Gasthof „Zum Stich’n“ kann man sich dann als Gast kulinarisch mit einem Vier-Gänge-Menü verwöhnen und sich gleichsam kulturell auf humorvolle sowie spannende Weise unterhalten lassen. „Die Nachfrage war im Herbst letzten Jahres so groß, dass wir drei Zusatzaufführungen veranstalteten,“ lässt uns Florian freudig wissen.

Das Publikum kommt mittlerweile von weit her, um sich diese unterhaltsame Auszeit zu gönnen. Für die ca. 45 Mitglieder der Gruppe bildet es mitunter die größte Herausforderung, die anspruchsvollen Bühnenbilder jeder Örtlichkeit anzupassen. Kulissenhäuser müssen im Freien aufgebaut werden und auch wettertaugliche Lösungen müssen gefunden werden.

Stück für Stück zum Theaterglück

„Es ist für uns nicht nur ein persönliches Glück, auf der Bühne stehen zu dürfen, sondern durch dieses Hobby auch soziale Kontakte knüpfen zu können. Im Jahr 2022, noch mitten in der noch schwierigen Corona-Zeit, wurde ein besonderes Ereignis ins Leben gerufen: der sogenannte Bühnensommer. Mit den Theatergruppen des „Vier-Städte-Dreiecks“, bestehend aus Laienschauspielern aus Eschenbach, Pressath, Kirchenthumbach und unserer Gruppe aus Grafenwöhr, kam die spontane Idee auf, etwas Gemeinsames zu kreieren und den Menschen nach dieser Zeit der Isolation etwas Besonderes zu bieten. 

Jede Gruppe hatte sich ein dreißigminütiges Programm überlegt, das auf drei unterschiedlichen Freilichtbühnen wechselseitig präsentiert wurde. Die gute Stimmung damals war unser allerschönster Applaus“, erinnern sich die beiden Hobby-Schauspieler gerne zurück. Wer eine „Historische Stadtführung“ oder die „Stadtführung Internationaler Flair“ buchte, staunte nicht schlecht, wenn plötzlich ein „altes Waschweib“ oder ein von der Pest geplagter Ansässiger die Führung mit einer Theatereinlage bereicherte.

Das Leben schreibt genug Geschichten für viel Theater

Neben Kooperationen mit städtischen Programmen sind wir immer offen für Gemeinnutz. Durch unser Hobby kommen wir viel herum und sehen zugleich auch, wo Bedarf und Bedürfnisse herrschen. So spenden wir unsere gesamten Überschüsse für gemeinnützige Zwecke, sei es, dass wir Kindergärten mit neuen Spielgeräten unterstützen, an die „Klinik-Clowns“ spenden, die Caritas für die Afrika-Hilfen bezuschussen oder auch finanzielle Zuwendungen nach Naturkatastrophen leisten“, zeigt sich Florian erfreut über die vielfältigen Möglichkeiten sinnvoll zu helfen. 

Wenn sich am Ende einer Aufführung das Händeklatschen in eine Gabe an hilfsbedürftige Hände umwandeln lässt, dann ist das sicherlich das schönste Happy End für die Grafenwöhrer Schauspielgruppe.