
Mit Italien verbindet man im Allgemeinen eher azurblaues Meer, Sandstrände und „Dolce Vita“. Italien geht aber auch anders – und zwar inmitten von Wäldern und Wiesen. Zu verdanken ist dies einer Familie, die es seit 45 Jahren ermöglicht, das südländische Lebensgefühl in der Oberpfalz zu leben.
Wir sind nicht zufällig bei Adriano Ricardo Colella „gestrandet“ – nein, wir haben dem „Grande Chef“, dem Koch voller Leidenschaft und Temperament, ganz bewusst in die Töpfe geschaut.
Als wir das Küchen-Refugium von Adriano betreten, treffen wir auf eine lebendige, lässige und kreative Atmosphäre, die der Koch ganz bewusst für seine individuellen Food-Konzepte geschaffen hat. Seit vielen Jahren begeistert er „Genuss-Abenteurer“ mit frischen Tagesgerichten, Catering, einer mobilen Bar und vor allem mit seiner Kochschule. Zusammen mit seinem Teamkollegen Nico serviert und lehrt er wunderbare Kompositionen aus regionalen und südländischen Gerichten. Wer den Kochprofi bucht, erlebt eine authentische Kombination aus Gaumenkitzel und Geselligkeit.
Mit einer frisch gebrühten Tasse Kaffee aus Adrianos Barista Bar fühlen wir uns beinahe wie auf einer italienischen Piazza – noch dazu, als uns der Maestro typisch italienisch sofort mit Geschichten über seine „Cucina“ zu unterhalten beginnt. „Als mein Vater als 18-jähriger junger Mann nach Deutschland kam, fing er an, Pizza zu backen. Er eröffnete sein erstes Restaurant vor 45 Jahren in Eschenbach. Wer die Küche Italiens kennt, weiß, dass Süßes nicht fehlen darf. So nahm mein Papa auch noch eine Eisdiele in Betrieb. Detailverliebt wie meine Familie schon immer ist, hatte er seinerzeit die Möbel für seine Eisbar extra in Mailand anfertigen lassen. Die Kosten dafür waren utopisch hoch, aber dafür wurde sie schnell zum „The place to be“, wie man heute sagen würde. Innerhalb unserer Familie haben wir jeher das Essen zelebriert und uns noch wirklich Zeit dafür genommen.“
„Seit meiner Jugend arbeitete ich in den Restaurants meiner Eltern mit, schrieb und entwickelte deren Speisekarten und lernte über die Jahre hinweg die Vielfalt der Lebensmittel kennen. Damals brutzelten auf sämtlichen TV-Sendern die sogenannten „Fernsehköche“ in Hochform um die Gunst der Zuschauer und ich muss zugeben, dass ich mich an den Formaten nie satt sehen konnte. Nach meiner Lehre war ich über sechs Monate bei einem Schweizer Sternekoch tätig, was mich natürlich extrem forderte und prägte. Mittlerweile bin ich seit 23 Jahren bei der U.S. Army tätig und 8 Jahre auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr als Chef der Truppenküche beschäftigt. Ich bereue es keineswegs, durch meine Frau hier heimisch geworden zu sein, denn mein Beruf lässt mich genug „weltenbummeln“. Alleine durch meine Position bei der U.S. Army war es mir schon dreimal möglich, in Chicago bei internationalen Kochwettbewerben teilzunehmen. Es sollte zum Beispiel ein Vier-Gänge-Menü kreiert werden, das unter 500 Kalorien liegen musste. Ich erinnere mich noch schweißtreibend daran, als wäre es gestern gewesen. Für uns Köche war es eine ziemliche Herausforderung, die Challenge zu schaffen. Wenn ich jetzt zurückdenke, dürfte meine fünfjährige Zeit als Beilagenkoch und Pass-Manager im Festzelt „Fischer Vroni“ auf dem Oktoberfest in München aber eine noch größere Herausforderung gewesen sein“, erzählt der Gastronom schmunzelnd.
Dass also das Kochen in den Genen von Adriano liegt, lässt sich nicht verleugnen. Nach dem Motto „Wie der Vater, so der Sohn“ hat es der Junior ebenfalls geschafft, selbstständig weitere Institutionen in Sachen „Gusto“ aufzubauen. „Mein persönliches Herzstück ist die Kochschule, weil es unfassbar viel Spaß macht, unseren Teilnehmern zu zeigen, dass einfache wie außergewöhnliche Gerichte für jedermann kochbar sind. Der wichtigste Ansatz in meiner Küche ist die Fokussierung auf das Produkt. Meistens ist weniger mehr. Wenn man im Sommer zum Beispiel aus dem eigenen Garten Tomaten ernten kann, dann erlebt man bei ihnen viel intensivere Geschmacksexplosion als bei Wintertomaten aus dem Supermarkt. Eine regionale Tomate kann der Star auf dem Teller sein, ohne dass sie mit Balsamico oder getrocknetem Oregano übertüncht werden muss. Ebenso einfach lässt sich ein Steinpilz in Butter anbraten und mit etwas fein gehobeltem Parmesan verfeinern.
Das sind pure „Gaumenküsse“ ohne viel Show-Gedöns“, schwärmt der Vollblutkoch. Die Teilnehmer seiner Kochkurse lernen zum Beispiel den richtigen Umgang mit Küchenmessern kennen, erarbeiten das Filetieren eines Fisches oder Oktopusses und zaubern schlussendlich gemeinsam ein Vier-Gänge-Menü auf den Tisch, das am Tagesende vom Cucinare persönlich serviert wird. Da bekanntlich aller guten Dinge drei sind, gesellt sich zum großen Ganzen das „Colella Event- & Catering“ sowie eine mobile Bar- und Event-Location dazu.
Wenn nach einem langen Nachmittag in der Küche endlich die Kochschürze abgenommen werden kann, muss Adriano nicht selten die müden Beine seiner Kochschülerinnen und Kochschüler bedauern. „Viele sind es nicht gewohnt, einen so langen Zeitraum am Herd zu stehen. Küchenarbeit ist Schwerstarbeit, die viel körperliche Ausdauer und Kraft erfordert. Als Vater eines 13-jährigen Sohnes ist es mir in der Kochschule ein besonderes Anliegen, vor allem jungen Menschen eine Art Ernährungserziehung zu vermitteln. Wir haben die große Ehre und das Vergnügen, mit Schulen zu kooperieren und in unseren Räumlichkeiten zu unterrichten. Eine ausgewogene Lebensweise verlangt auch ausreichende Portionen an Gemüse und Obst. Meistens scheitert es bei den Jugendlichen schon am Probieren. „Das kenne ich nicht, das will ich auch nicht versuchen!“ gibt es in unserer Küche nicht. Aufklärungsarbeit zu leisten und den einen oder die andere aus der „Fastfood-Ecke“ herauslocken zu können, ist für mich total spannend. Natürlich nutze ich mit meinem Team auch die Chance, über den Beruf der Köchin und des Kochs auf ganz praktische Art und Weise zu informieren. Wenn am Ende einer Stunde aus gelangweilten Augen ganz wache Blicke geworden sind, ist das für mich mehr Genuss wie das Sahnehäubchen eines Desserts.“
Seiner Linie treu zu bleiben, gilt besonders für die schnelllebige Gastronomie-Szene. Auf lange Sicht Schmackhaftes in gleichbleibend hoher Qualität auf dem Teller zu kreieren, ist das Erfolgsgeheimnis mit Bestand. Die Colellas tischen seit Generationen eine aromatische Küche auf. Gäste fühlen sich nicht nur kulinarisch bestens umworben, sondern auch vor allem sehr willkommen, egal ob am fremden Herd in der Kochschule oder bei einem Espresso an der Barista Bar und nicht zuletzt als „Häppchen-Nascher“ am Catering-Buffet.Wir mochten sehr, was wir bei Adriano zu sehen bekamen. Zu guter Letzt gab er uns noch eine sehr emotionale Empfehlung mit nach Hause: Man breche niemals Spaghetti, denn bei jeder gebrochenen Nudel stirbt ein Italiener!