Hans-Josef Völkl ist nicht so leicht in eine Schublade zu stecken. Dafür hat der Burgtreswitzer zu viel Beat im Blut und Paukenschlag im Herzen. Seit über 40 Jahren ist er musikalischer Entertainer, unkonventioneller Mentor, Talentscout und vor allem Gläubiger.
„Geprägt von der Großmutter entwickelte ich schon im frühen Kindesalter eine ausgeprägte Beziehung zur katholischen Kirche“, berichtet „Ferdl“, wie man Hans-Josef seit klein auf nennt. „Meine männlichen Vorfahren, sei es mein Urgroßvater, Opa oder Vater, hießen alle Ferdinand mit Erst- oder Zweitnamen. Traditionsgeprägt hat man irgendwann „Hans“ gegen „Ferdl“ getauscht. Das Generationenübergreifende trägt sicherlich auch zu meiner Verbundenheit zum christlichen Glauben und zu meinem heutigen Leben bei. Aufgewachsen in einer Landwirtsfamilie war es mir während meiner Jugendzeit nie möglich zu reisen, aber einmal im Jahr pilgerten wir nach Altötting. Heilig bin ich deswegen nicht geworden, aber zumindest auch kein sehr schwarzes Schaf“, erfahren wir augenzwinkernd.
„Nach über 40 Jahren musikalischen Kirchendienstes durfte ich eine Vielzahl von Gotteshäusern kennenlernen. Unser heutiger Treffpunkt ist für mich ein ganz besonderer Ort – es ist quasi meine „heilige Empore“, besonders wenn sich das Sonnenlicht in dieser Kirche bricht.“ Zugegeben, ließ uns die böhmischbruckener Kirche eine wundervolle Atmosphäre während unseres Gesprächs erleben. Eine weitere erfrischende Atmosphäre verbreitete Ferdl allerdings selbst. Wir durften uns weit weg von voreingenommenen Bildern eines Kirchenmusikers entfernen, denn es mag nicht üblich sein, auf einen tätowierten Organisten zu treffen. „Jedes einzelne Tattoo ist ein Auszug eines Gebets. Sie sind mitunter auch Erinnerungen an Pilgerreisen und gehören zu mir wie das Messgewand zum Pfarrer. In meiner Welt sind aber nicht nur spirituelle Klänge zu Hause, sondern auch laute und rockige Töne. „Die Musik ermöglicht mir ein buntes Leben an Diversitäten“, erklärt sich Ferdl als bekennender Fan von Rock- und Heavy-Metal-Gruppen. Dass ganz viel Musik in dem 55-Jährigen steckt, entdeckte man seinerzeit schon im Kindesalter. Gefördert durch seinen damaligen begnadeten Musiklehrer begleitete er bereits als 13-Jähriger den Gottesdienst in Moosbach auf der Kirchenorgel.
„Es gab aber diesen einen Moment, der alles verändert hat. Es war der Augenblick, als ich zu viele Schulverweise mit nach Hause brachte und sich mein Vater gemeinsam mit meinem Musiklehrer entschied, den „Jungen auf den rechten Pfad des Lebens“ zu schicken. In meiner Zukunftsvorstellung sah ich mich selbst ehrlich gesagt eher als Fußballstar bei 1860 München, der ich sicherlich auch geworden wäre“, schweift Ferdl herzlich lachend in die Vergangenheit zurück. „Gelandet bin ich schlussendlich im bischöflichen Studienseminar in Regensburg, was bedeutete, dass sich der „Bauernsbua“ in der Großstadt zurechtfinden musste.
Aus der plötzlichen Einsamkeit heraus, die die Ferne mit sich brachte, entwickelte sich eine Zuflucht in die Geborgenheit der Musik. Oftmals bringt eine Veränderung aber auch Vorteile mit sich, was sich schlussendlich auszahlte: Ferdl hatte ganz viel Zeit, verschiedenste Instrumente zu erlernen. Die vielen Stunden des Übens zahlten sich aus. Mit bereits 15 Jahren musizierte er in der Kirche Plattling und war mit 17 Jahren stolzer Besitzer des C-Scheins und somit staatlich geprüfter Musiklehrer und Kirchenmusiker.
In der Szene kennt man den Burgtreswitzer und lobt ihn seither in den höchsten Tönen: Er ist der, der immer spielt! Er spielt sie alle: die Trompeten, die Akkordeons, die Schlaginstrumente, aber vor allem die größten unter ihnen – die Kirchenorgeln.
Auch wenn der hauptberufliche Bundesbeamte mittlerweile seine Dienste als Chorleiter abgelegt hat, hat die Sehnsucht nach Stille eher Seltenheitswert. „Bis zum Jahr 2017 bzw. 2020 war ich sehr mit meinem Amt als Chorleiter des Kirchenchores Waldau und des dortigen Gospelchores mit 40 Mitgliedern sowie des Liederkranzes Vohenstrauß mehr als beschäftigt. Als mein Vater dann erkrankte und dadurch auch meine privaten Verpflichtungen zunahmen, konnte ich das alles nicht mehr unter einen Hut bekommen. Allerdings wuchsen meine beiden Kinder mit meinen musikalischen Unternehmungen auf, und daher ist es für meine Familie ganz selbstverständlich, dass ich auch noch heute nebenher als Kirchenorgler und Musiklehrer tätig bin, wenn es besonders in den Wintermonaten die Zeit zulässt“, erzählt Ferdl dankbar. Als Hobby-Musiklehrer ist Ferdl für seine Schützlinge nicht der Mann mit dem Metronom, sondern der Freund zum Musizieren. „Es macht mich stolz, junge Talente zu fördern und mit ihnen gemeinsam unvergessliche Momente zu erleben, wenn sie z. B. das erste Mal vor Publikum spielen.
Nach all den Jahren rührt es mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich mit Menschen zusammenarbeiten darf, in denen sich meine überwältigende Leidenschaft für Musik spiegelt. Gerne gebe ich auch offen zu, dass ich mich sehr geehrt fühle, wenn ich „Opa“ auf deren Geburtstagspartys eingeladen werde“, plaudert der lebensfrohe Junggebliebene. Seine Art zu lehren scheint sich auszuzahlen. So gehen aus seiner Talentschmiede bekannte Musiker wie „Flo von Waldau“ hervor, welcher inzwischen mit einem bekannten Brixener Label zusammenarbeitet, bei dem namhafte Stars gelistet sind. Weitere ehemalige Schüler musizieren in großen Kirchen wie etwa im Dom zu Passau oder leiten selbst Ensembles. Es gibt kaum eine Kirche im Altlandkreis, in welcher nicht ehemalige Schüler von Ferdl als Organisten wirken.
Keine Gemeinde ist wie die andere. Für Ferdl Völkl ist es wichtig, sich zu engagieren und Dinge zu bewegen. „Als Musiker und Mitgestalter sehe ich mich in der Pflicht, Menschen zu begeistern. In meiner langjährigen Vergangenheit als Kirchenmusiker würde ich mir für die Zukunft der Gemeinden mehr Engagement wünschen. Es ist ein Leichtes, über „langweilige“ Gottesdienste zu jammern und sich über leere Kirchen zu beschweren. Viele müssten eher beichten, dass das eigene Einbringen fehlt. Eine Kirche lässt sich leicht füllen, wenn es Menschen gibt, die sie gemeinschaftlich attraktiv gestalten. Seit über 20 Jahren pflege ich die kleine Kapelle an der Straße zwischen Moosbach und Burgtreswitz. Würde ich es nicht tun und würde sie verfallen, gäbe es wahrscheinlich mehr Menschen, die sich über die „Ruine“ beschweren, als eigenständig selber tätig zu werden“, berichtet Ferdl bedauernd. Wir hoffen, dass die wundervollen oberpfälzischen Orgelklänge weiterhin die himmlischen Geister versöhnlich stimmen und uns segensreiche Zeiten bescheren werden – Ferdl Völkl sei Dank!







