Der grüne Zeigefinger

Gernland10-Naturschutz
Es gibt ja den berühmten „grünen Daumen“, der für ein geschicktes „Gärtnerhändchen“ steht. Aber es gibt noch einen weiteren Naturbotschafter: den „grünen Zeigefinger“. Wir durften ihn treffen und kennenlernen.

Der Mann, dem dieser Finger gehört, ist der Naturschützer Manfred Wiedermann aus Floß. Er ist seit 1986 Vorsitzender des „Bund Naturschutz“ der Ortsgruppe Floß-Flossenbürg und seither buchstäblich auf ganz natürliche Weise im Einsatz. Wenn er jedoch den Zeigefinger hebt, dann ist nichts mehr im grünen Bereich.

Viele Ansichten – doch was verbindet?

„Wir zählen in unserer Ortsgruppe rund 70 Mitglieder, von denen etwa zehn Naturfreunde vorrangig aktiv agieren. Ich habe den Naturschutz quasi von meinem Vater in die Wiege gelegt bekommen, der in den 1970er-Jahren diesbezüglich schon sehr engagiert war. Er baute seinerzeit die örtliche Skilift-Anlage auf dem Wurmstein und setzte sich dafür ein, auf diesem Hang die naturgeschützte Pflanzenart Arnika anzusäen. Jedes Jahr nahm er dafür ihre Samen ab und streute diese großflächig auf dem abschüssigen Gelände aus. Mittlerweile ist es allerdings schwieriger geworden geeignete Nachfolger zu finden. Vielleicht liegt es daran, dass die Arbeit im Naturschutz zwei Seiten hat: Zum einen stellt sie eine wundervolle Aufgabe dar, die den oft stressigen Alltag entschleunigen kann, aber zum anderen bedeutet sie nicht selten auch unangenehme Konfrontationen mit Naturzerstörern“, taucht der pensionierte Krankenpfleger in seine ehrenamtliche Berufung ein.

Dass wir alle gegenüber unserer Mutter Erde mehr Verantwortung übernehmen müssten, ist leider keine Ehrensache. Es gibt sie: die Müllsünder, die Naturzerstörer, die wirtschaftlich ausgebeuteten Böden und Wälder. Wo viele Menschen zusammenkommen, treffen auch vielmals unterschiedliche Meinungen aufeinander. „Unser Bestreben ist es, Verbindungen zwischen der Natur und den Menschen zu schaffen. So nehmen wir z.B. Kontakte mit Landwirten auf, um von ihnen Grundstücke zu pachten oder zu erwerben, auf denen Pflanzen oder Tiere der „Roten Liste“ beheimatet sind. So können wir eine Zerstörung durch die intensive Bearbeitung der Flächen verhindern und die gefährdeten Arten schützen. Mittlerweile befinden sich über drei Hektar Land in unserer Obhut, die Wiesenflächen und auch Moorgebiete enthalten. Es sind darin Biotope zu finden, die wir erhalten oder neu angelegt haben. Von staatlicher Seite gibt es glücklicherweise aus dem „Bayerischen Naturschutzfonds“ Fördergelder als Unterstützung. Für die landwirtschaftlichen Betriebe ist es nicht immer ganz einfach, sich dem Naturschutz anzupassen. Sie müssen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks mehr auf den Anbau von Monokulturen setzen und Wiesen so oft abmähen, dass ein wildes, florales Aufblühen nicht möglich ist. Dennoch gelingt es uns schon seit über 30 Jahren, Flächen von den Bauern zu übernehmen oder uns Vorkaufsrechte eintragen zu lassen. Am Ende verbindet uns alle die Natur, die unser Leben erst lebenswert macht“, erklärt Manfred überzeugt.

Bewahren – beschützen – beherbergen

Die Ortsgruppe Floß des „Bund Naturschutz“ arbeitet eng mit den Mitgliedern aus dem benachbarten Flossenbürg zusammen. Gemeinsam bewahren und beschützen sie gefährdete Tierarten und Pflanzen vor dem Aussterben. „Wenn eine Wiese zum Beispiel verfilzt ist, kann sich eine Pflanze wie die Arnika nicht mehr ausbreiten. Daher ziehen wir auf ausgesuchten Flächen einige Zentimeter der Grasschicht ab, um die Aussaat der Pflanze zu ermöglichen. Artenhilfsmaßnahmen zu erfüllen, ist im Prinzip grenzenlos. Auf der Biotop-Pflege und dem Schutz von Amphibien liegt unser Hauptaugenmerk. Besonders im Frühjahr bildet das für einen Zeitraum von etwa sechs bis acht Wochen einen Schwerpunkt. Es freut uns sehr, dass wir demnächst in Flossenbürg in der Nähe des Gaisweihers einen 5000 qm großen Laichteich erwerben können. 

 

Wegen seines sauren Wassers ist eine Fischzucht darin nicht möglich und er wurde daher vom aktuellen Besitzer nicht auf diese Weise genutzt. Dafür ist unter und über der Wasseroberfläche ein herrliches Treiben von Molchen, Fröschen, Erdkröten und allerlei weiterer Amphibien zu beobachten. In Zukunft können wir hier Artenhilfsmaßnahmen leisten, indem wir zum Beispiel die Uferlinie verlängern werden, um verschiedene Wassertiefen zu schaffen, die für die Tiere noch bessere Lebensvoraussetzungen mit sich bringen. Gerne errichten wir auch Herbergen für Vögel, indem wir Vogelhäuser oder Nistkästen bauen und an geeigneten Stellen aufhängen.

Kleine Maßnahmen – große Erfolge

Auch wenn es uns nicht leicht fällt, ehrenamtliche Unterstützer zu finden, pflegen wir sehr gute Kontakte zu anderen Vereinen wie dem Oberpfälzer Waldverein (OWV). Mit gemeinsamen Aktionen wie „Rama dama“ oder Bachbett-Säuberungen lassen sich mit relativ geringem Aufwand große Erfolge erzielen. Relativ erfolglos stehen wir jedoch der Tatsache gegenüber, dass Umweltdelikte wie illegale Müllentsorgungen oder Zerstörungen von Biotopen strafrechtlich kaum verfolgt oder belangt werden. Letztendlich sind die Spuren, die unsere Arbeit hinterlässt, für mich der größte Ansporn, weiter mit offenen und wachsamen Augen durch die Natur zu gehen. Alle unsere Mitglieder haben einen guten Draht zu unserer Umwelt – und es wäre schön, wenn dieser Draht ebenso in vielen anderen Menschen glühen würde“, schließt Manfred Wiedermann unser interessantes Gespräch ab.

In der Farbpsychologie gilt Grün als die Farbe der Hoffnung. Wir hoffen mit Manfred auf eine vergebende Mutter Natur und darauf, dass wir Menschen es mit vereinten Kräften und Weitblick schaffen, ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.