Das „Dolce Vita“ fährt mit

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Wer liebt sie nicht: die engen, malerischen Gässchen Italiens mit ihrem zauberhaften Charme? Das Schlendern durch die pittoresken Gassen mit ihren reizvollen An- und Ausblicken ist pures „Dolce Vita“. Das wahre südländische Lebensgefühl wird jedoch von einer ganz „besonderen Musik“ geweckt. 

Wenn es laut rattert und knattert, wird die Entdeckungsreise von einer echten Italienerin ausgebremst. Sie ist ein Hingucker und gehört dort zum alltäglichen Bild. Auch für Hans Wolfram war es seinerzeit Liebe auf den ersten Blick. Als er vor vielen Jahren in Südtirol Urlaub machte, begegnete er ihr zum ersten Mal. „Als ich damals das dreirädrige Gefährt um die Kurve fahren sah, sagte ich gleich zu meiner Frau, dass ich mir auch so eine kaufen werde, wenn ich in Rente gehe.“ Doch bis zu seinem Ruhestand sollte es nicht dauern, als Hans Wolfram stolzer Besitzer einer Ape wurde.

Durch Kontakte der damaligen Ferienhausvermieterin konnte der begeisterte Dreiradfahrer ein gebrauchtes Fahrzeug erwerben und zu sich nach Deutschland holen. „Ich erinnere mich noch voller Freude daran, als ich sie mit einem Anhänger in Südtirol abholte und 1996 die deutsche Zulassung dafür erwarb“, erzählt uns der gebürtige Weiherhammerer stolz.

Heute stellt es kein Problem mehr dar, eine Ape zu importieren und die TÜV-Zulassung zu beantragen. Hans Wolfram musste anfangs dafür sogar eine Zulassungsstelle in Baden-Württemberg beauftragen, um die nötigen Papiere zu erhalten.

Viel Lärm und viel Spaß

„So eine Ape macht ganz schön auf sich aufmerksam. Wenn man mit ihr unterwegs ist, drehen sich die Leute erst wegen ihrer knatternden Geräusche um und sehen ihr dann wegen ihrer einzigartigen, charmanten Ausstrahlung hinterher“, plaudert der unternehmenslustige Rentner aus dem Fahrtenbuch.

1996 war Hans Wolfram der erste und einzige Ape-Besitzer in Weiherhammer. Nach und nach kam allerdings ein reges Interesse an dem exotischen Vehikel auf und weitere   fanden eine neue Heimat in seinem Wohnort. „Zusammen mit zwei Freunden unternahm ich eine Reise nach Meran. Unsere Dreiräder konnten somit ein wenig „Heimatluft schnuppern“. Vergessen werde ich diese Tour allerdings nicht. Sie war sowohl einzigartig als auch herausfordernd. Man muss sich vorstellen, mit einem mit Zwei-Takt-Motor ausgestatteten Gefährt über die alte Brenner-Passstraße oder den Jaufenpass im Passeier Tal zu fahren, also im Schnitt mit 35 km/h bergauf und bergab zu rattern. Aufwärts hat man genügend Zeit, die Aussicht zu genießen und abwärts, wenn der Wind anschiebt, rauscht man quasi in voller Fahrt um die Kurve“, erzählt der „Straßenpirat“ lachend.

Lago Martello – klingt gut, läuft gut

Unter lautem Motorkrach gemeinsam mit anderen viel Spaß zu haben, erweckte im Jahr 2020 die Idee, einen Club zu gründen. Clubmitglied Dominik Callejon ist ebenfalls stolzer Besitzer eines solchen „Transport-Zwerges“. „Vieles im Leben macht noch mehr Spaß, wenn man in Gesellschaft Gleichgesinnter ist. Wir ließen damals Einladungs-Flyer für einen „APE-Stammtisch“ drucken und verteilten ihn an die dreizehn ansässigen Dreirad-Besitzer. Das war sozusagen die erste Amtshandlung, mit der unser Club entstand. Inzwischen ist der monatliche Treff ein absolutes Muss geworden. Natürlich wollten wir einen italienisch angehauchten Namen wählen. Da wir in Weiherhammer zwar keinen Gardasee, aber zumindest eine Miniversion davon haben, übersetzten wir einfach den Ortsnamen ins Italienische, in dem „Lago“ Weiher und „Martello“ Hammer bedeuten. Seither kennt man uns unter dem Club-Namen „Lago Martello“.

Vier Gänge vor, vier Gänge zurück

Wenn sich die sechzehn Mitglieder des „Lago Martello“ aufmachen, um die nähere Umgebung oder die Ferne zu erkunden, werden sie immer von dem ganz besonderen Flair der Zwei-Takt-Motoren ihrer kleinen Fahrzeuge begleitet. „Man muss seine APE schon gut kennen und ihr auch genügend Streicheleinheiten gönnen“, berichten Hans und Dominik schelmisch. „Sie fährt im vierten Gang vorwärts genauso schnell wie rückwärts und ist – typisch südländisch – nicht für unsere mitteleuropäischen Winter gemacht“, gibt Dominik schmunzelnd preis. Reine Garagenfahrzeuge sind die temperamentvollen Transportwunder aber keinesfalls, dafür sorgen ihre begeisterten oberpfälzer Besitzer. Die nächsten Touren stecken in den Startlöchern, auch Meran darf sich bald wieder über einen Besuch ihrer Auswanderinnen freuen.

Wir wünschen eine allseits gute Fahrt ins Blaue – und natürlich auch ins Grüne!