Zoigl – das Bier der Nordoberpfalz

Hier ist der Zoigl nicht nur der Begriff für ein untergäriges Bier, sondern steht für eine ganze Bierkultur. In nur noch fünf Kommunen- ‒ drei davon liegen im Landkreis Neustadt an der Waldnaab -‒ wird das flüssige Gold in traditioneller Weise als „Kommunbrau-Zoigl“ gebraut.

 

Charakteristisch für die „echten“ Zoigl-Brauer sind die Holzfeuerung und das offene Kühlschiff. Dieses Brauen ist nicht nur eine Verfahrensart, sondern ein Wert, den die Einheimischen hochhalten. Was bedeutet aber untergärig? Hierbei arbeitet die Hefe bei recht kühlen Temperaturen von etwa vier bis neun Grad Celsius, bei denen der Sud nach dem Kochen der Maische im Keller für rund zehn Tage eingelagert wird. Danach wird der Sud in Tanks abgefüllt, worin er mehrere Wochen zum Zoiglbier ausreift,  anders bei obergärigen Bieren, bei denen die Hefe bei etwa fünfzehn bis zwanzig Grad gärt.

 

Dass man mittlerweile von einem Zoigl-Kult sprechen kann, ist auch der urigen Gemütlichkeit in den sogenannten Zoiglstuben mit ihren deftigen Brotzeiten zu verdanken. Traditionell darf der Zoigl nur dort, also direkt beim Kommunbrauer, ausgeschenkt werden. Die Zoiglstube „Beim Gloser“ in Windischeschenbach ist als solche bekannt und weit über die Landkreisgrenzen hinaus beliebt. Weitere sechzehn Kommunbrauer, welche in Falkenberg, Mitterteich, Windischeschenbach, Neuhaus (bei Windischeschenbach)  und Eslarn beheimatet sind, öffnen je einmal pro Monat ihre Stuben.

Wie daheim fühlen

Hermine Popp, die Wirtin der Zoiglstube „Beim Gloser“, ist eine Gastgeberin, wie man es sich vorstellt und wünscht. Bei unserem Besuch in ihrer Wirtsstube hat sie uns nicht nur ihren frisch gebrauten Zoigl eingeschenkt, sondern auch Geschichten aus ihrem Alltag erzählt. Der Name „Beim Gloser“, so lässt sie uns wissen, wurde von der Glaserei ihrer Mannes abgeleitet. Als Glasermeister ist er eben ein „Gloser“. Einst hatte eine Architektin die Räumlichkeiten gemietet, bis sich 2003 Familie Popp entschloss, das Anwesen zu einer Zoiglwirtschaft umzufunktionieren.

 

Wacht man eines Nachts auf und will selbst gebrautes Bier zapfen oder ist es eine Art Kindheitstraum? Hermine Popp schmunzelt und klärt uns gerne auf. Als „Zoiglliebhaber und Zoiglgänger“ kannten sich die Popps bestens mit der Materie aus. „Im Nachhinein betrachtet, waren wir dennoch sehr unerfahren in der Gastronomie. Es ist eben etwas anderes, selbst hinter der Theke zu stehen und nicht als Gast davor. Anfangs war die Mengenkalkulation sehr schwierig, was sich aber nach kurzer Zeit eingespielt hat.“

 

Heute sind die Anfängerprobleme längst vergessen. „Die Gaststube ist meistens voll, im Sommer ist es noch voller, natürlich in Bezug auf die Auslastung“, erzählt die Powerfrau lachend. Pro Wochenende lassen sich mehrere hundert Gäste mit Brotzeiten verwöhnen. Damit keine Krüge leer ausgehen, haben die Popps inzwischen eine unterirdische „Bier-Pipeline“ quer durch den Hof, also direkt vom Sudkeller zum Ausschank, verlegt. Die Gäste schätzen das familiäre Ambiente, welches an ein gemütliches Wohnzimmer in  den eigenen vier Wänden erinnert. Kein Wunder, dass viele Freundschaften im Laufe der Zeit entstanden sind. Für die Gastgeber ist es daher ganz normal, dass ihre Besucher auf ein „Servus“ an den Tresen kommen oder in die Küche winken.

 

Wenn Hermine Popp erzählt, spürt man ihre Leidenschaft zum Betrieb und Verbundenheit zu ihrer Familie, ohne die ein solches Unternehmen nicht bestehen könnte. Ehemann Martin und die drei Kinder sind voll im Geschäft integriert. Sohn Moritz kümmert sich als Braumeister federführend um den Zoigl. Die beiden Töchter Lena und Anna packen selbstverständlich auch mit an. Anna als  Ernährungswissenschaftlerin hat eine Prüfung als Biersommeliére absolviert. Um alle Gäste zügig zu bedienen, werden auch noch Aushilfskräfte beschäftigt.

Der „Gloser-Zoigl“ kostet bei einem Preis von zwei Euro insgesamt zehn Cent mehr als in den weiteren Zoiglstuben: Ein Aufpreis, der sich aber bezahlt macht, denn dafür kann   man mit einem zertifizierten „Naturland-Zoigl“ anstoßen. Das heißt, alle Zutaten werden biologisch an- und abgebaut. Das bedeutet allerdings mehr Büroarbeit und Ausgaben sowie eine jährliche Kontrolle.

Wenn man den Mehraufwand komplett aufschlagen würde, wäre der Preis sogar noch höher. Die Popps stehen hinter ihrer Philosophie und ernähren sich privat auch bewusst natürlich. Daher ist es kein Wunder, dass alle Brotzeiten selbst gemacht werden. Es sind gerade die Vierzig- bis Fünfzigjährigen, aber ebenso die jungen Gäste aus dem Umland, welche die Liebe zum Zoigl entdeckt haben. Auch Leute von außerhalb Bayerns und Deutschlands kehren gerne ein. Hermine Popp findet ohne zu zögern drei Schlagwörter, welche ihre Zoiglstube beschreiben: unkompliziert, bezahlbar und gemütlich.