Besser könnte es im wahrsten Sinne des Wortes nicht laufen. „Zum Turnverein 1“ ist für so ziemlich jeden Einwohner von Floß genau die richtige Adresse. Es ist eine Stätte zum Zusammenkommen, zum Auspowern, zum Entspannen, zum Kräftemessen, zum Gewinnen und zum Verlieren, und das alles unter dem Motto: „Wir schaffen es gemeinsam“!
Seit über 100 Jahren begeistert der Turnverein Floß 1908 e.V. mit seiner einzigartigen Vielseitigkeit. Dieses breitgefächerte Angebot nach außen zu verkörpern ist für Hans Eismann Aufgabe und Freude zugleich. Seit 2012 ist er als erster Vorsitzender der Mann an der Sportfront. „Es ist mir eine Ehre, heute den größten Sportverein meiner Heimat Floß mit Umland vorstellen zu dürfen. Sportbegeisterte quer durch alle Altersgruppen nutzen unser äußerst umfangreiches Angebot an unterschiedlichsten Disziplinen, wobei wir uns in neun Sparten aufteilen. Dem Turnverein gehören ca. 1200 Mitglieder und dem SV Sportverein um die 700 Mitglieder an. Allerdings verschmelzen beide Bereiche miteinander und ergänzen sich gegenseitig auf sportliche Weise“. Dass Hans Eismann ins Schwärmen gerät, wenn er von seinem zweiten Zuhause spricht, ist nachvollziehbar. Mit allen Ortsteilen zusammen verzeichnet der Markt Floß aktuell rund 3600 Einwohner. Wie beliebt der Turnverein und der SV Sportverein sind, lässt sich an den Mitgliederzahlen eindeutig ablesen.
„Der permanente Stress und die meist zu geringe Bewegung im Alltag stellen für viele Erwachsene und Kinder ein Problem dar. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Kurse anzubieten und Örtlichkeiten zu gestalten, in denen unsere Teilnehmer genau das finden können, was sie zum Ausgleich brauchen. Sei es eine Auszeit in Form eines „Körper-und-Geist-Kurses“, sei es das Herumtollen beim Kinderturnen oder sei es das Austesten eigener körperlicher Grenzen bei Wettkämpfen. Im Zuge des Vereinslebens entwickelte sich ein wertvolles Konzept, das Menschen fit bleiben lässt. In den neun Abteilungen, unterteilt in Basketball, Faustball, Ski Alpin, Ski Nordisch, Tennis, Tischtennis, Beachvolleyball, Eisstock, Turnen und Vereinsjugend stecken viele Möglichkeiten zur gemeinsamen und individuellen Bewegung“, spiegelt Birgit Götz die Chancen fit zu bleiben wider. Als Vollblut-Sportlerin gehört sie schon seit ihrem sechsten Lebensjahr der Sportgemeinschaft an und ist eine beliebte Leiterin von Kursen, die sie dank ihrer Übungsleiterscheine regelmäßig anbietet. „Die meisten meiner Teilnehmer sind aus innerer Überzeugung Sportler. Wir wissen, warum wir unseren Körper fit halten wollen. Mit 61 Jahren fühle ich mich lebendig und ausdauernd. Ich bin sehr dankbar, dass wir auch Mütter in unserem Team haben, die ihre knapp bemessene Freizeit opfern, um Kindern eine Turnstunde und ein soziales Miteinander zu ermöglichen. Besonders nach der langen Isolation während der Corona-Phase ist sehr stark aufgefallen, was der fehlende Kontakt zu Altersgenossen für kleine Menschenseelen bedeutet. Dass Sport nicht nur gut für den Körper ist, sondern auch sozial verbindet, ist ein nicht zu unterschätzender Effekt“.
Im Jahr 1908 gegründet, kann der Verein auf eine beachtliche Historie zurückblicken. „Während der Anfänge des Turnvereins trafen sich die Sportler noch in Gaststätten, um gemeinsam turnen zu können. Es war ganz selbstverständlich im „Bergler-Saal“ oder im „Kellerhaisl“ die sogenannten Sprungpferde oder Kästen aufzubauen, um dort zu trainieren. Erst als Ende der sechziger Jahre die Volksschule mit angeschlossener Turnhalle gebaut wurde, fanden die Turner dort ihr dauerhaftes Zuhause. Hinzu kam als erste neue Abteilung die Sportart Tischtennis. Beliebt war schon immer Ski Nordisch, was auch von der Möglichkeit das nahegelegene Langlaufzentrum Silberhütte nutzen zu können herrührte. Nach und nach taten sich dann immer mehr Erlebnisaktivitäten auf. Ende der siebziger Jahre erfolgte die Übernahme des Fußballplatzes durch den TV Floß, und als dann das Sportzentrum baulich erneuert wurde, nahm alles nochmals an Lebendigkeit zu.
Faustball und Fußball waren jedoch von Beginn an mit die beliebtesten Sportarten. Natürlich boomte im Jahr 1979 ganz besonders Tennis, als wir uns alle ein wenig wie Boris Becker oder Steffi Graf fühlen wollten“, erzählt der zweite Vorsitzende Oliver Konz schmunzelnd.
„Wenn ich mich an meine eigene Kindheit erinnere, dann vor allem daran, dass es für uns als Familie ganz selbstverständlich war, die Freizeit oder Ferien im Verein zu verbringen. Wir hatten immer rührige und engagierte Trainingsleiter, die oft zugleich Lehrer an unserer Schule waren. Für uns Kleine gab es immer ein attraktives Programm. Kinderturnen, Kindertischtennis oder Kinderskischule waren die Gründe, dass man die Hausaufgaben ganz schnell erledigte und sich auf den Weg in die Halle machte.
Alleine die Skischule konnte über 120 Kinder umfassen, die sich auf unserem Hausberg, dem „Wurmstein“ in Flossenbürg, austobten. Auch heute noch sind Turnverein und SV für Eltern ein Ort, an dem ihre Kinder gut betreut sind und meistens noch ein bisschen länger bleiben wollen“, denkt Christian Helgert gerne zurück, der seinen Sportsgeist noch heute als Übungsleiter mit B- und C-Schein lebt.
Schwitzen kann so schön sein, vor allem wenn „Mann“ für die Bundesliga schwitzt. Stolz kann Floß auf die tollen Erfolge der Fußballer und Faustballer in der Bundesliga verweisen. Auch Anton Eismann machte seinem Verein alle Ehre. Viele Jahre spielte er Faustball als Schüler und Jugendlicher in der Bayern-Auswahl. Ins Schwitzen kommt aber sicher auch des Öfteren der sogenannte „Turnrat“, der die Geschicke des Vereins im Hintergrund lenkt. Der Rat setzt sich aus den drei Vorsitzenden und der vierköpfigen Vorstandschaft zusammen, bestehend aus dem Schatzmeister, dem Jugendleiter, dem technischen Leiter und der Schriftführerin. Hinzu kommen neun Abteilungsleiter mit sechs Beisitzern. Alle zwei Monate finden Sitzungen statt, in denen neben sportlichen Entscheidungen auch öffentliche Veranstaltungen geplant werden. Das traditionelle und jährlich stattfindende Weinfest dürfte für die wohl feucht-fröhlichste Stimmung sorgen.
Wie heißt es so schön: „Es lebe der Sport!“. In Floß heißt es wohl eher: „Wir sind der Sport“.