Geschichten zwischen den Regalen

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Wenn die gute alte Tante Emma heute den Laden in Vorbach betreten könnte, würde sie sicher große Freude verspüren. Allerdings wäre sie bestimmt auch überrascht, womit sich heutzutage die Regale füllen. Doch eines hat sich über die Jahrzehnte in den Läden auf dem Land bewahrt: eine familiäre Gemeinschaft.

Einkäufe verweben sich mit Gesprächen über den Alltag, die Freuden und die Kümmernisse. Hier beschränkt sich das Miteinander nicht nur auf „Brauchen Sie eine Tüte?“. Nein, der Dorfladen in Vorbach ist aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Er ist Versorger, Treffpunkt und für Alt und Jung Mittelpunkt der Kommunikation.

Fantasie und Neuanfang

Ein „Familienmitglied“ des gut bestückten Lebensmittelgeschäftes mit Café ist die Zweite Bürgermeisterin Irmi Bauer. „Wenn ich heute gedanklich in die Vergangenheit reise, dann macht es mich umso stolzer, dass wir dieses Jahr – genau genommen am 17. Oktober – das achtjährige Ladenjubiläum feiern dürfen. Seinerzeit schlossen im Umkreis immer mehr Einzelhändler, und der Gedanke keimte auf, selbst einen Nahversorger in unsere Gemeinde zu integrieren. Von der Idee bis hin zur Realisierung vergingen vier Jahre. Im Oktober 2017 war es endlich so weit, und der erste Bon ratterte feierlich aus der Kasse.“

„Heute möchten die Einwohner nicht mehr auf unsere Angebote verzichten, da sich der nächste Supermarkt im 12 Kilometer entfernten Eschenbach oder im etwa 13 Kilometer entfernten Kirchenthumbach befindet. Aber nicht nur das Einkaufen „vor der Haustüre“ ist ein großer Mehrwert, sondern auch der soziale Effekt, der daraus keimte. Zusammen hat die Gemeinde Vorbach etwa 1050 potenzielle Kundinnen und Kunden, die auf ein sehr breit aufgestelltes regionales Angebot zurückgreifen können. An Attraktivität haben wir auch durch die Erneuerung des Dorfplatzes mit Neubau des Feuerwehrhauses gewonnen, wodurch wir mit unserem Laden sehr schön inmitten der Neugestaltungen eingebettet sind. Auch die gegenwärtige E-Bike-Ladestation und der Postservice sorgen für regen Besucherverkehr“, beschreibt Marktleiterin und gelernte Metzgereifachfrau Evi Sloot die positive Stimmung im Ort. Dass das neunköpfige Team pure Lebensfreude über die Theke reicht, hat sich herumgesprochen, und für viele Kunden ist das familiär-herzliche Ambiente so wertvoll wie der Chip für den Einkaufswagen.

Der Mix macht’s

Ebenfalls im Team ist die stellvertretende Marktleiterin und Ausbilderin Christine Sadri. „In unseren Regalen fühlen sich über dreißig verschiedene regionale Produkte wohl und repräsentieren voller Stolz unsere örtlichen Produzentinnen und Produzenten. Wir sind sozusagen per „Du“ mit den Produkten, weil wir die Hersteller und Lieferanten alle persönlich kennen. Wir wissen ganz genau, was wir unseren Kundinnen und Kunden anbieten. Selbst bin ich schon sehr lange im Einzelhandel tätig und die Erfahrungen daraus prägen natürlich die Einkaufsstrukturen. Gerne nehmen wir auch Kundenwünsche mit in unser Sortiment auf und bieten dadurch z. B. auch verschiedenste Mehlsorten an. Unsere Vielfalt an regionalen Schmankerln unterscheidet uns positiv von den Waren der Discounter.

Als zuständige Ausbilderin freut es mich ungemein, dass wir mittels des Dorfladens jungen Menschen eine Lehre ermöglichen können. Die Zusammenarbeit im Team funktioniert bestens und unsere Azubis lernen aufgrund der Größe unseres Unternehmens unterschiedlichste Arbeitsbereiche kennen. Die abwechslungsreichen Tätigkeiten und der direkte Umgang mit Käuferinnen und Käufern lassen ihnen viel Raum für Einblicke in den Berufsalltag.“ Dass ein Dorf- oder Hofladen nicht mit Billigangeboten oder Werbepreisen von Discountern mithalten kann, ist nachvollziehbar. Dennoch ist es möglich, sich mit den Preisstrukturen der EDEKA-Märkte zu spiegeln, da über die letzten Jahre Preisanpassungen stattfanden und die Verbraucher auch bewusster auf Regionalität, Qualität und somit bessere Ernährung achten.  „Die Menschen sind heute gewohnt, eine große Auswahl an Produkten vorzufinden. Ein Geschäft wie das unsere muss sich den Wünschen anpassen, sonst könnten wir nicht existieren. Deshalb führen wir eine vielfältige Auswahl an Wurst-, Käse- und Gebäckwaren. Obst und Gemüse lassen sich besonders frisch einkaufen, da wir sie auf kürzestem Wege aus den umliegenden Dörfern bzw. dem Landkreis beziehen. Unser Aushängeschild sind die Kuchen und Torten, welche wir eigenhändig vor Ort backen. Besonders beliebt sind auch die täglich wechselnden Mittagsgerichte und Snacks, die wir ebenfalls in Handarbeit nach den Rezepten unserer Mütter und Großmütter aus heimischen Zutaten zubereiten. Am Donnerstag findet daher auch traditionell unser Braten- und Knödeltag statt“, klärt uns Gaumenkitzlerin Irmi Bauer auf.

Hinter der Theke

Täglich ab 6 Uhr, Samstag ab 7 Uhr, heißt es „Herzlich willkommen“ im Dorfladen Vorbach. Doch schon eine geraume Zeit vor der Öffnung leuchten im gepflegten Einkaufsparadies die Lampen. Es sind keine Heinzelmännchen, die für bestückte Regale, geputzte Theken und gefüllte Kaffeekannen am Werk sind oder die bestellten Wurstplatten vorbereiten – nein, es ist das neunköpfige „Dorfladen-Zauber-Team“! „Es ist eine tägliche harte Arbeit, der wir uns aber gerne stellen. Wenn die Kinder schnell noch in den Laden flitzen, um sich ihre Pause zu sichern, oder der erste Senior lächelnd auf das Schild „Heute frisch gebacken“ zeigt und sich ein Stück Käsesahnetorte für den Nachmittagskaffee mitsamt Lektüre gönnt, dann hinterlässt das bei uns Damen einen freudigen Herzhüpfer, weil man weiß, wofür man so früh aufsteht und auch gerne mal länger bleibt.

Am Montag-, Dienstag- und Mittwochnachmittag, wenn also die Bäcker oder auch Metzger schon längst die Rollläden schließen, gibt es bei uns noch frische Brötchen, knuspriges Brot und süße Teilchen zu erwerben. Der Hunger kennt eben keinen Feierabend, und die Lust auf Gutes schon gleich gar nicht. Bei uns geht’s also noch länger um die Wurst“, lässt uns die Marktleiterin schmunzelnd wissen. Auch am Samstag ist kein Ruhetag – im Gegenteil: Die Ofenwärme geht weiter, und im Lädchen ist jede Menge los.

Wir wünschen dem Dorfladen Vorbach, dass er jener warme Ort bleibt, an dem man sich nicht nur zum Kaufen, sondern zum Leben trifft – auf viele weitere Jahre voller Frische und Heimat.