
Im Mittelpunkt von Oberbibrach, einem Ortsteil der Gemeinde Vorbach im westlichen Landkreis Neustadt an der Waldnaab, hält seit 139 Jahren ein Haus am Grund und Boden fest.
Es diente früher als Schulhaus, wurde im Anschluss von der Gemeinde Oberbibrach sowie den Vereinigten Sparkassen Eschenbach i.d.OPf. Neustadt a. d. Waldnaab Vohenstrauß genutzt und hat nun seine sicherlich beste Zeit als Heimatmuseum und Gemeindehaus vor sich – aber nur, weil die Oberbibracher ein großes Herz für alte Dinge haben. Bei unserem Besuch konnten wir förmlich das Herzklopfen spüren.
Die Oberpfalz hat vieles zu bieten – seinerzeit und heutzutage. Wir möchten Sie einladen, mit uns gedanklich durch das kleine, aber feine Heimatmuseum in Oberbibrach zu spazieren, um ein Stück „alte“ Oberpfalz zu entdecken.
Es gibt sie: die Entwickler, die Tüftler und die Hüter alter Schätze. Sigurd Burucker ist so ein Schatzhüter – er ist nämlich der Mann, der wortwörtlich den Schlüssel zur Schatzkammer in seinen Händen hält. Ihm sind sehr viele der interessanten Ausstellungsstücke zu verdanken, die einen sicheren Platz in der einstigen Bildungsstätte erhalten haben.
Nachdem entschieden wurde, das alte Gebäude nicht abzureißen, sondern als Gemeindehaus für den katholischen Frauenbund und die freiwillige Feuerwehr zu nutzen, suchte der Dachboden noch nach seiner bestimmten Berufung. „Mein Schwiegervater und damaliger Bürgermeister Hans Hübner war der Initiator, der damit begann, die leere Fläche als Heimatmuseum und „Wissensspeicher“ alter Geschichte zu bestücken. Als junger Soldat, vom Krieg in der Ferne geprägt, war es ihm ein großes Anliegen, seine Heimat wieder aufzubauen. Er begann schon damals, alte Dinge zu sammeln. Heute profitieren wir davon und es ist uns eine große Ehre, geschichtsträchtige Exponate zu verwahren. Die Zeiten werden immer schnelllebiger und umso spannender sind Sachen, die in die Jahre gekommen sind. Solche Dinge sind es, die viel erzählen können, auch wenn sie selbst nicht sprechen können“, denkt der Museumsführer emotional an vergangene Zeiten zurück.
„Besonders erfreut sind wir über unsere alten Schulbänke. Ich kann mich noch genau entsinnen, als wir sie im Jahr 1988 in letzter Sekunde vor der Entsorgung retten konnten. Heute sind wir im Raum Eschenbach die einzigen Aussteller, die derartige Originale besitzen“, berichtet Sigurd Burucker stolz.
Lässt man das eigene Auge durch den Raum des kompakten Museums schweifen, hält man zwangsläufig bei den alten ländlichen Arbeitsgeräten inne. „Solche Fundstücke stellen inzwischen große Glücksfälle dar. Damals rief unser Bürgermeister ortsansässige Privatleute auf, alte Gerätschaften abzugeben, die nicht mehr gebraucht werden. Viele davon haben hier ihren letzten „Arbeitsgang“ auf sich genommen. Schulkinder bestaunen bei ihren Besuchen besonders überschwänglich auch die Kanonenkugel, die noch von der alten hiesigen Burg stammt“, begleitet Sigurd Burucker schildernd unseren Rundgang.
Dass Kleidungsstücke einen besonderen Wandel erfuhren, lässt sich im Museum auf sehr „grobe“ Weise erkennen. Heute würde niemand mehr die derbe, raue Unterwäsche leiden wollen, wie man sie damals trug. Auch das Leben unserer Vorfahren berührt beim Anblick der Ausstellung auf ganz eigene Weise. Wie hart, entbehrlich und arbeitsreich die Zeiten damals waren, macht mitunter nachdenklich. Ehrfürchtige Blicke ziehen vor allem die kirchlichen Exponate wie imposante Krippenfiguren, kleine Altäre und Opfersäckchen auf sich.
Wer kennt es noch, das „Haus der Bäuerin“? Wir müssen zugeben, dass wir vor unserem Besuch im Museum noch nichts davon gehört hatten. „In den 50er-Jahren, als die einzelnen Haushalte noch keine elektrischen Geräte wie Kühltruhen, Waschmaschinen oder Honigschleudern usw. besaßen, entstand das sogenannte „Haus der Bäuerin“. Darin befanden sich sämtliche Gerätschaften, die von den Mitgliedern der Gemeinde benutzt werden konnten.
Das originale Einweihungsplakat von 1955 unterstreicht die Existenz dieser fortschrittlichen Einrichtung. Den Gedanken, sich heute mit der Nachbarschaft gemeinsam eine Gefriertruhe teilen zu müssen, kann man sicherlich als sehr spannend einstufen“, wirft Sigurd Burucker beim Anblick der Darstellung schmunzelnd in den Raum. Der Nachwelt nicht verloren gegangen ist außerdem ein wundervolles Grammophon, das höchstpersönlich vom Museumswärter und Heimatforscher renoviert wurde. Es stammt aus dem Oberbibracher Pfarrhaus, wo es mindestens 70 Jahre lang stumm auf dem Dachboden ausharrte. Alte Uniformen und Kriegsutensilien reihen sich ebenfalls in die staubfreien Regale ein. Auch die aktuelle Ausstellung „80 Jahre Kriegsende in Oberbibrach und Vorbach“ belebt die Räumlichkeiten des alten Schulhauses wieder aufs Neue.
Auf bewundernswerte Weise schafft es die Oberbibracher Gemeinde, die oberpfälzer Vergangenheit Stück für Stück in die Zukunft zu führen – ihrem Heimatmuseum sei Dank. Wer sich also auf eine kleine Zeitreise begeben möchte, darf liebend gerne Sigurd Burucker für eine unterhaltsame Privatführung durch das Museum per E-Mail unter oberpfälzerwald.de kontaktieren.